Donnerstag, 20. August 2009

Stadtlektüre - New York 2

-BLOCK-

Der Grid als Stadt bildendes Muster wird von der Beschaffenheit seiner Grundeinheit, dem Block und dessen Zuschnitt, bestimmt. Dieser schafft die Bedingungen für die Untergliederung in die kleinste städtebauliche Einheit, die Parzelle. Mit einem Verhältnis von Tiefe zu Breite mit 264 ft. (=80.5 m) zu maximal 900 ft. (=274.3 m) ist der Manhattanblock eher streifig als blockförmig. Im Gegensatz zur (kontinental)europäischen Stadterweiterung der Hochindustrialisierung nimmt sich das Blockformat eher klein aus.(1) Dem Entstehungszeitpunkt (1. H. 19. Jh.) entsprechend, war die geeignete Aufteilung eine in kleine, langstreifige Parzellen, mit dem dazu gehörigen Haustyp des städtischen Row House. (Abb. 1)



Abb.1
Idealtypisch parzellierter Manhattanblock

Da die Aufteilung des commissioners' plan aber nur ein für die Stadtplanung des Hochliberalismus typischer Fluchtlinienplan war und nur wenige Festsetzungen über Höhe und Art der Bebauung gab, mussten die Bedingungen der folgenden Urbanisierung zu extremer räumlicher Verdichtung führen. Die Parzellen wurden manchmal weiter geteilt, zumeist aber zu größeren Einheiten arrondiert, um größere Nutzungseinheiten zu schaffen. (Abb. 2) Bebauungsdichte und Höhe nahmen stetig zu. So hatte ein auf vorindustrielle Nutzungsmuster zielendes Blocksystem ideale Bedingungen für die Entstehung des Skyscrapers und weiterer, typisch amerikanischer Haustypen geschaffen. Auf einem exakt in den Block eingeschriebenen Sockel wuchsen die Bauten ins Unermeßliche, auf der Suche nach Licht, Luft und Sonne.



Abb.2
Zusammenlegungen und Teilungen
Beispiel für Blockparzellierung
(Anfang 1970er Jahre)


(1) Der Blockzuschnitt der amerikanischen Stadt der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erinnert an europäische Maßstäbe des 18. Jahrhunderts. Die europäische Stadterweiterung der zweiten Jahrhunderthälfte operiert dagegen mit deutliche größeren Blockformaten, vorwiegend um Erschliessungskosten zu sparen. So beispielsweise beim Hobrechtplan von 1862 für Berlin, bei dem die Blöcke drei- bis viermal so groß waren, was bei ähnlichen Verwertungsbedingungen (optimale Rendite durch maximale Überbauung bei nur wenigen rechtlichen Einschränkungen) zu einer völlig anderen Bebauung mit geschlossenen Blockrändern und komplex gestaffelten Innenhofsystemen führen musste: Berlin als Stadt der Mietskaserne im Gegensatz zu New York als Stadt des Skyscrapers.

Abbildungsnachweis
Abb.1: Umzeichnung Blockparzellierung zwischen 42nd und 43rd street und 10th und 11th avenue aus dem Jahr 1834. Das Bauland befand sich im Besitz des aus Deutschland stammenden Großhändlers und Immobilienspekulanten John Jacob Astor. Homberger, Eric: The historical Atlas of New York, New York 1994, S. 67.
Abb. 2: Umzeichnung Katasterplan, abgebildet in der hinteren Umschlagsseite von Koolhaas, Rem: Delirious New York. Ein retroaktives Manifest für Manhattan (2. Auflage), Aachen 2002.

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