-TYPEN: 4/mansion&apartment building-
Mit der rasanten Urbanisierung begann Mitte des 19. Jahrhunderts die Wanderung der Oberschichten nach Norden. Insbesondere das zu diesem Zeitpunkt noch eher locker vorstädtisch bebaute Gebiet an der 5th Ave zwischen Washington Square und dem Central Park wurde zu deren bevorzugtem Wohnstandort. Wichtigster Haustyp bis 1900 war das Mansion (palaisartiges Stadthaus), das insbesondere in der Frühzeit in offener Bebauung errichtet wurde und dadurch Villencharakter hatte. Die prachtvollsten Häuser entstanden dann im Gilded Age nach Ende der schweren Wirtschaftskrise der 1870er Jahre, nach der die USA zu einer der wichtigsten Industrienationen aufstieg.(1) 1892 lebte die Hälfte der us-amerikanischen Millionäre in NYC (insgesamt 800 Familien landesweit). Die zumeist dreigeschossigen Gebäude (plus ausgebaute Dachgeschosse) waren zu Beginn durch kleine Vorgärten von der Straßenlinie zurückgesetzt, die späteren Vertreter ordneten sich dann in die Straßenwände ein.
Beispielhaft für das frühe Mansion ist das 1869 für den Kaufhausbesitzer A.T. Steward errichtete Wohnhaus an der 5th Ave, Ecke 34th Street. Durch die im Second Empire-Style gehaltenen Palastfassaden nobilitiert, stellte der Bau den Repräsentationsanspruch des Besitzers dar. Gleichzeitig dokumentierte es dessen Bedürfnis nach verfeinerter Wohnkultur, die sich am europäischen Großbürgertum orientierte. Der reduziert kubisch gehaltene Baukörper hatte sechs zu drei Achsen, die drei Geschosse mit aufgesetzten, ausgebauten Manssarddach nahmen ein typisch großbürgerliches Raumprogramm auf. Die Erschließung erfolgte über die durch einen vorgesetzten Säulenportikus mit Freitreppe hervorgehobene Mittelachse, während die Symmetrie des Baus durch einen Rücksprung der äußeren Achse gebrochen wurde.
Beispielhaft für das frühe Mansion ist das 1869 für den Kaufhausbesitzer A.T. Steward errichtete Wohnhaus an der 5th Ave, Ecke 34th Street. Durch die im Second Empire-Style gehaltenen Palastfassaden nobilitiert, stellte der Bau den Repräsentationsanspruch des Besitzers dar. Gleichzeitig dokumentierte es dessen Bedürfnis nach verfeinerter Wohnkultur, die sich am europäischen Großbürgertum orientierte. Der reduziert kubisch gehaltene Baukörper hatte sechs zu drei Achsen, die drei Geschosse mit aufgesetzten, ausgebauten Manssarddach nahmen ein typisch großbürgerliches Raumprogramm auf. Die Erschließung erfolgte über die durch einen vorgesetzten Säulenportikus mit Freitreppe hervorgehobene Mittelachse, während die Symmetrie des Baus durch einen Rücksprung der äußeren Achse gebrochen wurde.
Bauzeitliche Zeichnung des Stewart Mansion. Das Haus wurde 1902-04 abgerissen.
Stellvertretend für den Haustyp der 1880er Jahre steht das zweite für den Industriemagnaten Vanderbilt errichtete Haus (1879-81).(2) Wie das Stewart Mansion orientierte sich der Bau an der französischen Tradition, gab sich aber malerisch bewegt, was kennzeichnend für den Historismus der 1880er Jahre war. Vanderbilt II nahm die gesamte Blocktiefe an der 52th Street ein, dem dreigeschossigen Gebäude mit reich bewegter Dachlandschaft war ein umzäunter Vorbereich als Achtungsradius vorgelagert. Über einem quadratischem Grundriss erhob sich ein gegeliederter und gestaffelter Baukörper, der durch die Verwendung von französischen Schloßbaumotiven den beinahe herrschaftlichen Anspruch der Familie dokumentierte. Die Erschließung erfolgte über die Mittelachse, die Obergeschosse waren um einen größeren Lichthof organisiert.
Abb. 2
Auf dem 1925 gemachten Foto wirkt Vanderbilt II in der dynamisch nach oben wachsenden Stadt bereits klein.
Abb. 2
Auf dem 1925 gemachten Foto wirkt Vanderbilt II in der dynamisch nach oben wachsenden Stadt bereits klein.
Für die letzte Phase der Entwicklung des Mansions um die Jahrhundertwende steht das 1898 von Kimbell&Thomson errichte Rhinelander Waldo Mansion, wiederum in Formen der französischen Renaissance. In die Straßenwand eingeordnet, sind die Umrisse des blockhaft an der Ecke Madison Ave./72nd Street sitzenden, viergeschossigen Gebäude vollends ins Malerische aufgelöst, ebenso die fein ornamentierten Fassaden.
Rhinelander Mansion
Als Misch- bzw. Übergangsform zum luxuriösen Apartment Building sind die Villard Houses anzusehen. Der 1882-85 U-förmig in strikt italianisierenden Renaissanceformen von McKim, Meat and White errichtete Bau fasste reihenhausartig mehrere Wohneinheiten zu einem geschlossenen Komplex zusammen. Die dreigeschossigen Palazzofassaden mit Mezzaningeschoss sind u-förmig um einen Innenhof organisiert.
Abb. 4 und 5
Villard Houses an der 5th Ave.,2009, bauzeitlicher Grundriss.
Im Gilded Age bildete sich mit dem Apartment Building ein neuer, luxuriöser Miethaushaustyp für die Oberschichten heraus. Deren gegenüber den zumeist noch an die Parzellierungsgröße des Manhattanblocks gebundenden Tenement Houses deutlich vergrößerten Baukörper nahmen oft die gesamten Blocktiefe ein. Zudem wurde oft die bevorzugte Lage am Central Park gesucht, so dass entlang dessen Westseite eine Reihe von Apartment Buildings errichtet wurden. Am Entstehen des Bautyps wird erkennbar, dass das Wohnen im großen Stadthaus nun auch von den Oberschichten als städtische Lebensform akzeptiert wurde. Zudem wird die zunehmende Verdichtung und eine Vergrößerung des Maßstabes in der städtischen Bebbaung ablesbar, die in der Enstehung des Skyscrapers als spezifisch amerikanischem Haustyp mündete. Während die ersten Apartment Buildings zwischen zwischen zehn und zwölf Geschosse hatten, wuchsen die Gebäude der 1920er Jahre dann bis auf über 20 Geschosse. Auf jeder Geschossebene waren mehrere Wohneinheiten angeordnet, die über gemeinsame Treppenhäuser bzw. Aufzugskerne erschlossen wurden.
Herausragende Beispiele des ausgehenden 19. Jahrhunderts bzw. der Zeit um 1900 sind das Dakota (1880-84) und das Dorilton Building (1902). Das Dakota wurde von H.J. Hardenbergh für den Großinvestor und Fabrikanten E. Clark an der 72th Street West am Central Park gebaut und umfasste den gesamten westlichen Bereich des Blocks. Der große, blockhafte Baukörper wurde um einen zentralen Hof auf quadratischem Grundriss errichtet. Am siebengeschossigen Gebäude wird die Architekturhaltung der 1880er Jahre sichtbar, deren gleichzeitige Anklänge an die deutsche Renaissance und das französische Second Empire die zunehmende Anreicherung der Monumentalarchitektur mit malerischen Motiven zeigt. Der Grundriss der einzelnen Appartments wird durch die als Enfilade aneinandergereihten Haupträume bestimmt, die aber gleichzeitig über parallel laufende Korridore erschließbar sind. Bauzeitlich enthielt das Gebäude 65 Wohneinheiten mit fünf bis zu 20 Zimmern.
Abb. 6
Ansicht Dakota Building
Am zwölfgeschossige Dorilton Building wird der dreiteilige Aufbau des damaligen Stadthauses erkennbar, dessen Einzelformen von der französischen Beaux-Art-Schule beeinflusst sind. Über dem zweigeschossigen, rustizierten Sockel erstreckt sich die Hauptfassade, die von einer mansarddachartigen Zone nach oben abgeschlossen wird. Die drei Bereiche werden durch umlaufende, von Zierkonsolen gehaltenene Gesimsbänder demonstrativ voneinander getrennt. Der an einer Blockecke situierte Baublock ist durch tiefe Einschnitte aufgelöst, um eine optimale Belichtung und Belüftung der Apartments zu ermöglichen, die über zwei zentrale Treppenkerne erschlossen werden. Auf den Normalgeschossen befinden sich jeweils vier unterschiedlich große Wohnungen, die alle großbürgerliche Wohnansprüche dokumentieren.
Abb. 7 und 8
Bauzeitliches Foto und Normalgeschoss des Dorilton Appartment Buildings
Das Apartment Building der 1920er/30er Jahre ist dann analog zur allgemeinen Gebäudeentwicklung höher und voluminöser. Als herausragende Beispiele sei das 1929 kurz vor der Great Depression fertiggestellte Beresford genannt, das von Emery Roth errichtet wurde. Das 22-geschossige Gebäude enthielt 175 Apartments und war blockförmig um einen kleinen Innenhof errichtet. Der Baukörper war gemäß dem Zoning Law von 1916 nach oben abgetreppt und wird von drei Ecktürmen bekrönt. Art Deco-Formen überziehen die sparsam gegliederten Fassaden.
Abb. 8
Beresford Apartment Building vom Central Park aus, 2009.
(1) Vgl. den deutschen Begriff Gründerzeit.
(2) Insgesamt wurden für die Familie Vanderbilt zwischen 1879 und 1895 vier Mansions errichtet, was die herausragende Stellung der Familie wie deren Bedürfnis nach angemessener Repräsentation zeigt. Vanderbilt IV (1895) wurde schon nicht mehr im Stadtbereich gebaut, sondern als Landsitz an landschaftlich bevorzugter Stelle im Hudson Valley auf halbem Weg nach Albany, NY.
Abbildungsnachweis:
Abb. 2: http://www.newyorksocialdiary.com/i/acrosstheworld/12_31_07/historical/Vanderbilt-1-West-57th.jpg
Abb. 4: Fotos des Verfassers 2009
Abb. 5: http://www.ou.edu/class/arch4443/Neoclassicism%20&%20Instinct%20to%20Ord/Villard%20Houses%20Plan.jpg
Abb. 6: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/61/Dakota_Elevation.jpg
Abb. 7: http://pictopia.com/perl/get_image?provider_id=262&size=550x550_mb&ptp_photo_id=444418
Abb. 7: http://pictopia.com/perl/get_image?provider_id=262&size=550x550_mb&ptp_photo_id=444418
Abb. 8: Foto des Verfassers 2009
Literaturauswahl:
Alpern, Andrew: Historic Manhattan Apartment Houses, New York 1996.
Homberger, Eric: The historical Atlas of New York City, 2. Auflage, New York 2005, S. 101f.
Stern, Robert A.M., Thomas Mellins and David Fishman: New York 1880. Architecture and Urbanism in the Gilded Age, New York 1999.
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