Sonntag, 24. Oktober 2010

Bamberg-EFH

-Haus B-

Ein Wohnhaus der Nachkriegsmoderne in einer kleinen Stadt. Dazu von den Berliner Architekten Klaus Kirsten und Heinz Nather, die zu Unrecht etwas in Vergessenheit geraten, gerade wieder entdeckt werden. Bekannt sind ihre beiden Einfamilienhäuser Händelallee 65 (Kirsten, um 1960) und 67 (Kirsten&Nather, um 1957/58) im Berliner Hansa-Viertel sowie der Verwaltungstrakt von Rotaprint im Wedding (Kirsten, 1957/59).

Der Bamberger Bauherr, zugleich Kaufmann und Schriftsteller, zog 1963/64 von Berlin nach Süddeutschland und beauftragte die in Charlottenburg ansässige Bürogemeinschaft mit der Errichtung eines Einfamilienhaus im Bamberger Berggebiet, in einer Nebenstraße des Oberen Stephansbergs. Dort entstand gerade, auf Grundlage eines Bebauungsplans ein Straßenabschnitt mit eingeschossigen Flachdachbungalows. Damit war die Nachkriegsmoderne, vor allem durch das Wirken des damaligen Stadtbaurat Hans Rothenburger, auch im privaten Wohnhausbau der Stadt angekommen, wo zuvor der "Heimatstil" noch nahezu verbindlich gewesen war. Rothenburger hatte 1957 mit einer Delegation von Baudirektion und Bausenat die Interbau in Berlin besucht und die neue Art des Machens von Architektur und Städtebau durch Vorträge und Zeitungsartikel auch öffentlich publiziert.(1)
Abb. 1:
Haus B. Grundriss Eingangsebene, Längsschnitt, Südansicht.
Das Bamberger Haus steht zwar in einem formalen Zusammenhang mit den beiden Berliner Häusern im Hansaviertel, an den Unterschieden zeigt sich aber das Eingehen der Architekten auf den Ort. Während die Berliner Häuser im flächigen Siedlungsverband stehen und sich im Auftreten gegen ihre Umgebung behaupten, entwickelt sich das Haus B. präzise aus der Hanglage und der Orientierung zum rückwärtigen Talraum. Zum vorderen plateauartigen Straßenraum schließt es nach Westen die Reihe von ungefähr zeitgleich entstandenen Bungalows ab. Die Berliner Häuser sind im Inneren durch teilweise gegeneinander versetzte Wandscheiben und polygonale Raumcluster gekennzeichnet, die sich außen in einer körperlichen Staffelung der Bauelemente fortsetzen. Das Bamberger Haus ist dagegen deutlich beruhigter. Die Innenräume organisieren sich orthogonal um ausgesparte Höfe an einer das gesamte Haus durchziehenden Achse und verteilen sich auf zwei Baukörper. Zur Straße tritt der eingeschossige Bau zurückhaltend auf, während der als Split-Level angelegte, hangseitig zweigeschossige Baukörper sich deutlich nach außen abzeichnet und einen atriumartigen Außenraum umschließt. An den aufgelösten, von innen nach außen entwickelten Ansichten zeigt sich die für die Zeit um 1960 typische Verselbständigung des einzelnen architektonischen Elements, mit der die zuvor übliche Strenge und Reduzierung auf einfache Baukörper und durchgearbeitete Fassaden ins Spielerische, bisweilen Unklare aufgelöst wird.

(1) (Stadtarchiv Bamberg) StadtAB D 1098, Nr. 37.

Abbildungsnachweis:
Abb.1: Umzeichnung Baueingabe durch den Verfasser 2009.

Weblinks:
http://www.exrotaprint.de/index.php?section=37
http://www.baunetz.de/dl/75815/baunetzwoche_28_2007.pdf

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