Versuch eines Kompendiums zum Besuch fremder Städte
1. Studiere vor der Reise Stadtbeschreibungen. Lies Bücher, in denen die Stadt eine Rolle spielt. Mache Pläne für deine Reise, studiere aber keine. Auch keine Führer.2. Betrete die Stadt ohne Karte. Ein Google Earth-Ausdruck genügt zur groben Orientierung.
3. Lass dich treiben. Flaniere nicht, sondern schweife ziellos umher. Beherzige dabei aber stets die Verlorenen Gegenstände in Walter Benjamins Einbahnstraße:
Was den allerersten Anblick eines Dorfes, einer Stadt in der Landschaft so unvergleichlich macht, ist, dass in ihm die Ferne in der strengsten Bindung an die Nähe mitschwingt. Noch hat die Gewohnheit ihr Werk nicht getan. Beginnen wir erst einmal uns zurechtzufinden, so ist die Landschaft mit einem Schlag verschwunden wie die Fassade eines Hauses, wenn wir es betreten. Noch hat diese keine Übergewicht durch die stete, zur Gewohnheit gewordene Durchforschung erhalten. Haben wir einmal begonnen, im Ort uns zurechtzufinden, so kann jenes früheste Bild sich nie wieder herstellen.
4. Schaue nicht auf Gebäude, sondern auf Platz, Straße oder Park. Blicke denen, die dir begegnen in die Augen und achte auf das, was sie tun.
5. Lass dich gefangen nehmen vom Leben der Stadt.
6. Je fremder dir die Stadt zu Beginn ist, desto eigener wird sie dir später. Es ist wie mit dem Gesicht einer schönen Frau. Je vertrauter es dir wird, desto mehr Facetten wird du sehen.
7. Studiere erst nach deinem Aufenthalt Reiseführer. Informiere dich über die Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten. Ärgere dich darüber, was du nicht gesehen hast und freue dich an dem, was du statt dessen gesehen hast.
8. Lies jetzt alles, was du über die Stadt finden kannst.
9. Besorge dir Karten und Pläne. Historische und aktuelle. Zeichne die Stadt. Wie sie war und wie sie ist. Verstehe ihr Wachstum oder ihr Schrumpfen.
10. Kehre zurück und betreibe Feldforschung. Erst jetzt werden Gebäude als Behälter des Lebens wichtig.
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